Wie finde ich den Purpose meines Unternehmens?
Der Zweck der Existenz eines Unternehmens: wichtiger Faktor der Unternehmensführung

Der Purpose oder Zweck der Existenz

Teil zwei der Serie "Mein Führungsmodell" von Sven O. Rimmelspacher. 
Ursprünglich erschienen auf LinkedIn (Quelle)

Ich nutze für meine Unternehmen ein Führungsmodell, das ich über die Jahre und unter Verwendung unterschiedlicher Quellen immer weiter entwickelt habe. Viele Komponenten darin sind über andere Modelle bekannt, und eine dieser Komponenten - die über allem schwebt - ist der Purpose oder der Zweck der Existenz.

Unser Führungsmodell mit Purpose, Vision, Ziele, Werte und Prinzipien

Purpose oder Vision: Welcher Begriff stimmt jetzt? 

Bevor es losgeht, hier noch ein kleiner Hinweis: bis vor einigen Jahren - als der Begriff des Purpose auch im deutschen Sprachraum aufkam - war diese Idee, also der Sinn oder Zweck der Existenz in meiner Welt immer die Vision. Da sich jedoch im Sprachgebrauch in der Mehrzahl der Unternehmen der Begriff Purpose mittlerweile durchgesetzt hat, nutze ich diese Wörter heute so, wie ich das im Führungsmodell beschrieben habe.

Purpose, Vision, Mission... Welcher Begriff stimmt?

Jedes Unternehmen hat irgendeinen Purpose

Aber: die Betonung liegt hier auf irgendeinen. Bei vielen sind das so Aussagen wie: „Wir wollen der Marktführer sein“ oder „Wir wollen jedes Jahr 20 Prozent mehr Umsatz machen“ und dergleichen (ein Highlight, das ich mal gesehen habe, war: "Wir sind der hellste Stern am Kommunikationshimmel". Häh?). Überschriften, die bei Mitarbeitern nicht gerade Begeisterungsstürme ausbrechen lassen und mit denen sie sich nicht mal im Ansatz identifizieren können. Formulierungen dieser Art sind - zurecht - der Grund, warum es viele Menschen gibt, die einen Purpose für Quatsch halten und argumentieren, dass es doch nur wichtig sei, einer sinnvollen Arbeit nachzugehen.

Der Purpose ist Quatsch -- wir wollen sinnvolle Arbeit!

Aber genau hier liegt für mich der entscheidende Punkt. Angefangen vom #Golden #Circle von Simon Sinek über die Diskussion "#Warum vs. #Wofür" bis hin zu Büchern wie "Big Five for Life" von John Strelecky hat sich in den letzten Jahren schon das Bewusstsein herauskristallisiert, dass es sehr wirksam sein kann, wenn es einen ausformulierten Purpose gibt und sich diesem alle anderen Themen (im Unternehmen oder auch im Privatleben) unterordnen.

Ich sehe daher den Purpose als einen wichtigen Baustein für unsere Unternehmen an:

Er macht uns besonders in Graubereichen handlungsfähig, weil wir uns an einer gemeinsamen Idee orientieren. An Schnittstellen, in Prozesslücken, bei unklaren Veranwortungen, bei der Auslegung von Regeln, die immer einen gewissen Interpretationsspielraum beinhalten.

Er verbindet uns, fördert die Selbstmotivation und das Engagement, da Mitarbeiter einem Purpose folgen wollen, wohingegen sie eine Arbeitsanweisung erfüllen müssen.

Er verleiht uns Sicherheit auch unter unsicheren Rahmenbedingungen, denn ein verlässliches Wofür schenkt den Beteiligten die Freiheit, zu agieren und alle Wege auszuprobieren, die zum Ziel führen und auf diesem Weg Entscheidungen zu treffen. Er öffnet allen die Augen für das große Ganze und behält dieses Bild nicht wenigen Auserwählten vor.

Im Video führe ich eine Gedanken zum Purpose noch ein wenig aus...

 
 

Die (Heraus)Erarbeitung des Purpose

Nach meiner Erfahrung fließt ein konkretes Anliegen von Gründern in die meisten Unternehmensgründungen mit ein und dieses ist in den seltensten Fällen eine Aussage wie die oben zitierten Purposes, sondern wird geboren aus einer Lösung für ein beobachtetes konkretes Problem, einer Innovation oder auch einem intrinsischen Bedürfnis, etwas zu verändern.

Der Hintergrund des Purposes ist zumeist eine unverrückbare Idee!

Daher ist ein solches Anliegen häufig auch eine unverrückbare Idee, die jedoch die Basis bildet, um mit allen Beteiligten in einen Dialog einzusteigen und in diesem die grundlegende Aussage mit weiteren Gedanken anzureichern. Wenn die Grundidee inspirierend ist, empfinden die Menschen dieses Vorgehen der Ausarbeitung eines gemeinsamen Zielbilds keineswegs als Bevormundung. Ohnehin fällt es einer großen Gruppe von Menschen viel leichter, mit einem konkreten Vorschlag in einen Dialog einzusteigen.

Ein Dialog auf fester Basis unterstützt beim Finden des Purpose

Ein solcher “Dialog auf fester Basis” verfolgt für mich zwei zentrale Ziele:

  • Es soll kein basisdemokratischer Prozess initiiert werden, der auf einem weißen Blatt Papier beginnt, da die Gefahr zu groß wäre, dass am Ende ein Kompromiss entsteht, hinter dem ich selbst nicht zu 100 Prozent stehen kann. Ein solcher Kompromiss würde für den Arbeitsalltag niemals handlungsleitend sein.

  • Er soll kein Zielbild entwickeln, das ich den Mitarbeitern einfach nur vorstelle. Ein solches Ergebnis würde immer nur meinen persönlichen Vorstellungen entsprechen und niemals zu unserem gemeinsamen Purpose werden. Also würde auch ein solches Zielbild nicht handlungsleitend sein.

Der Dialog auf fester Basis ermöglicht es, ein Zielbild zu entwickeln, hinter dem ich zu hunderprozentig stehe und das gleichzeitig von allen Mitarbeitern als gemeinsames Werk verstanden, getragen und gelebt werden kann.

Diesen Prozess der Ausarbeitung habe ich in den vergangenen Monaten nicht nur in den eigenen, sondern auch in anderen Unternehmen anleiten und moderieren dürfen. Ich war häufig selbst davon überrascht, wie emotional solche Workshops sein können. Das Gefühl am Ende einen (typischerweise) vermeintlich einfachen Satz aufzuschreiben und die Energie im Raum zu spüren, die daraus entsteht, ist beeindruckend!

Der Purpose ist für mich eines der wichtigsten Elemente der Strategie

Bin ich also in der Lage, einen solchen Purpose für mich und mein Unternehmen zu formulieren und ist es tatsächlich nicht einfach nur ein dahin gesagtes Konstrukt oder eine leere Worthülse, dann fällt es den Menschen viel leichter, in diesem Bild eine Bestimmung zu erkennen und es mitzutragen. Es entsteht eine Selbstverpflichtung auf Basis des Purpose, weil die Leute wirklich wollen und  nicht,  weil sie müssen.

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Wie kann ich mein Unternehmen am besten führen?
Ein Modell zur Unternehmensführung und Zusammenarbeit von Sven O. Rimmelspacher